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Mythen und Sagen aus dem Vogtland (Teil I)

Am 16. August 2024 am späten Nachmittag gab es einen Vortrag bei den Freunden Plauens von Ulrich Franke und Gert Müller. Es ging um Sagen aus dem Vogtland. Gert Müller, auch bekannt als der Herr der Plauener Unterwelt, ist nicht nur bei den Plauener Bergknappen vornweg, er engagiert sich auch bei den Freunden Plauens.

Man hatte schon gedacht, dass das Thema viele interessiert, denn der Lesesaal im Weber Deming Haus im Arboretum war voll.

Ulrich Franke hatte das Vogtland in ziemlich großen Ausmaßen beschrieben. Von Lobenstein bis zur Mulde, knapp vor Zwickau. Von hinter Gera im Norden bis Eger im Süden. Auch Hof und Hirschberg liegen zu dieser Zeit (ca.1530)  im Vogtland.

Das meiste an Sagen hatte er im Thüringer Vogtland gefunden, ein wenig im sächsischen und im böhmischen Vogtland auch und im bayerischen Vogtland gar nichts. Diese Veranstaltung soll der Anfang einer ganzen Reihe werden. Falls jemand Sagen aus dem Bayerischen Vogtland findet, soll er sich melden.

Was sind eigentlich Sagen?

Ähnlich der Märchen sind es mündliche Überlieferungen, die irgendwann einmal aufgeschrieben wurden. Alle Sagen haben einen gewissen Wahrheitsanspruch, einen wahren Kern.

Gert Müller nahm anhand der Skizze des Grundrisses der Burganlage Liebau und einiger Fotos der Gegend die Sage auseinander, um ihren wahren Kern zu finden.

Doch erst einmal die Sage:

 

Die Sage von der weißen Frau auf der Dobenau.

 

Versunken und vergessen  ist die Geschichte der Ritter, die einst auf der Dobenau gehaust haben. 

Zu Liebau am Elsterthale lebten einmal zwei Brüder, stolze, kräftige Herren, wie die heimathlichen Felsen. "Denen mochten die Fichtenwälder, die öden Felsen und die kargen Saatfelder nicht mehr behagt haben, denn sie waren ausgezogen nach ritterlichen Thaten und nach Abenteuern."

 

Als sie wiederkamen, mit glänzenden Harnischen und auf weißen Rössl, ließen sie sich auf der Dobenau nieder und brachten eine stolzes, schönes Fräulein mit. Die Fremde hatte Vater und Mutter verlassen und war mit ihnen gezogen.

Sie liebte beide Brüder wagleich treu und leidenschaftlich und beide Brüder liebten sie mit gleicher Leidenschaft wieder.

Da aber dieses Verhältnis auf die Dauer nicht bestehen konnte, so baten sie die Dame ihres Herzens wiederholt, sich für einen von ihnen zu entscheiden, der Andere werde dann ausziehen in die Ferne. "Aber sie konnte sich nicht entscheiden."

 

Da kam es endlich zwischen den Brüdern zu Eifersucht und Zwietracht, und eines Tages ritten sie von der Dobenau aus auf die Jagd und kamen nicht wieder. Ausgehende Boten brachten die Kunde, dass beide weit oben im Walde Tod lägen, anscheinend von den gegenseitigen Waffen im Zweikampfe gefallen.

 

Die Fremde wurde noch bleicher als sie war, sie wusste es wohl, dass sie zwei Herzen gebrochen. Sie bestieg ihr Roß und ritt hinaus in den Wald, bis sie die geliebten Leichen fand. Als ob sie noch im Tode sich haßten, lagen sie am Boden mit weggewandten Antlitze, zwischen ihnen stand eine Fichte, an deren Wurzeln sich die Schwerter kreuzten."

 

Die Bruderfichte steht noch heute im Wald, in ihrem Wipfel singt kein Vogel und an ihrem Fuße gibt es kein Moos.

 

Die Ritter wurden in der nahen Kapelle zu Reusa begraben. Das Fräulein aber ging zurück auf die Dobenau.

Sie lebte dort wie eine Nonne in weißen Kleidern, von Wohltun, Reue und Gebet und mit stets verweinten Augen. Bis dass der Tod auch ihre Tränen stillte.

 

,,Nächtliche Wanderer wollen sie später durch das Thal bis nach Reusa hinauf haben wandeln sehen;..."

"...armen Kindern soll sie dabei häufig ein paar goldene Semmeln geschenkt, junge Leute, die sich im Thale ein Stelldichein geben wollten, durch Zeichen zusammengeführt haben, alte Leute behaupten sogar, daß sie in den unterirdischen Gängen der Dobenau noch reiche Schätze bewache."

 

Wahre Kerne:

 

Die Burg Liebau ist die Ruine einer Spornburg auf einem flachen Felssporn am rechten Talhang der Elster. Sie liegt südwestlich des Ortsteils Liebau der Gemeinde Pöhl im Vogtlandkreis in Sachsen und etwa 2 km nördlich der Talsperre Pöhl

 

Die Burgruine Dobenau reiht sich ein in die Liste der frühmittelalterlichen Burganlagen im heutigen Stadtgebiet von Plauen. Funde lassen eine Nutzung der Burg zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert vermuten, wobei die Erbauung vermutlich bereits auf das 11. oder 12. Jahrhundert datiert werden kann und eine Zerstörung im zeitigen 14. Jahrhundert angenommen wird. Der Burg oblag die Schutzfunktion für die alte Straße in Richtung Elsterberg.

 

Das Schloß Reusa in der Nähe von Plauen im Vogtland geht auf eine lange Geschichte zurück, die bis ins Mittelalter reicht. Die erste urkundliche Erwähnung von Reusa stammt aus dem Jahr 1319. Zu dieser Zeit wird Reusa als "Ruzowe" in den Schriftstücken genannt, und es ist anzunehmen, dass bereits damals eine befestigte Anlage existierte.

 

Das Schloss selbst entstand vermutlich im 15. Jahrhundert, als die Adelsfamilie von Reuß die Herrschaft übernahm und das Gut ausbaute. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Schloss mehrfach umgebaut und erweitert, sodass es verschiedene architektonische Stile vereint. Heute ist das Schloß Reusa nicht mehr in seinem ursprünglichen Zustand erhalten, sondern wurde in späteren Jahren umgestaltet. 

Das Anwesen ist ein wichtiges kulturhistorisches Zeugnis der Region und zeugt von der reichen Geschichte des Vogtlands.

(Artikel:ca.1900)

 

Das Rittergut stand auf dem Grundstück des heutigen Gewerbegebietes. 

Unterhalb einer Parkanlage befand sich das Schloss Reusa, das 1918 wegen Baufälligkeit abgetragen wurde.

 

Es gab und gibt ein dickes Buch

"Volksbrauch, Aberglauben, Sagen und andre alte Überlieferungen" im Voigtlande,

Ein Beitrag zur Kulturgeschichte der Voigtländer von

Dr. Joh. Aug. Ernst Köhler.

Leipzig,

Verlag von Fr. Fleischer

 

Dr. Johann August Ernst Köhler (1829-1903)

Lehrer, Naturforscher und Volkskundler

1878 Gründer des sächsischen Erzgebirgsvereins

 

Horst Fröhlich (1934-2017)

Volkskundler, Museumsdirektor

...das Werk ist das früheste und bis heute umfangreichste Sammelwerk, eine unentbehrliche Quelle für die Volkskunde des Vogtlandes"

 

Das Buch enthält 348 Sagen.

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