Unter dem Titel „Zwangsarbeit in Plauen im Vogtland während des Zweiten
Weltkriegs – Ein Verbrechenskomplex ohne Täter?“ sprach die Historikerin Dr. Katherine Lukat im Lesesaal des Arboretums in Plauen.
Den Fokus des Vortrags legte sie einerseits auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Zwangsarbeitskräften in der Plauener Wirtschaft. Andererseits ging sie der Frage nach, inwieweit
Zwangsarbeit Eingang in die Plauener Gedenkkultur genommen hat.
Über 12 Millionen Menschen leisteten im Verlauf des Zweiten Weltkriegs in Deutschland Zwangsarbeit. Im Sommer 1944, auf dem Höhepunkt des sogenannten Ausländereinsatzes, arbeiteten neben sechs Millionen zivilen Arbeitskräften auch zwei Millionen Kriegsgefangene und über eine halbe Million KZ-Häftlinge im Deutschen Reich. Auch in den besetzten Gebieten wurden Millionen Menschen zur Arbeit für die deutschen Besatzer gezwungen. Die meisten der Zwangsarbeitskräfte stammten aus Polen und der Sowjetunion. Über ein Drittel waren Frauen.
Für Plauen lassen sich die ersten Zwangsarbeitskräfte für 1940 feststellen. Sie wurden in landwirtschaftlichen Betrieben und ihren angrenzenden Wirtschaftszweigen eingesetzt. In der Stadt befanden sich zwischen 1940 und 1941 etwa 300 bis 400 Zwangsarbeitskräfte vorwiegend aus Polen. Auf dem Höchststand der Ausländerbeschäftigung im Spätsommer 1944 waren in Plauen knapp 13.000 ausländische Arbeitskräfte, davon mehr als 8.000 aus Sowjetunion, zur Arbeit gezwungen. Dokumentiert ist außerdem der Einsatz von französischen Kriegsgefangenen in der Landwirtschaft, von sowjetischen Kriegsgefangenen in der Industrie, unter anderem bei der VOMAG, und auch Häftlinge aus den Konzentrationslagern wurden nach Plauen zur Arbeit gebracht. Dokumentiert sind drei Außenlager des KZ Flossenbürg im Stadtgebiet.
Die Historikerin schließt ihren Vortrag mit einem Blick auf die
Erinnerungskultur. Sie stellt fest, dass heute nur wenige Orte an Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, die während des Zweiten Weltkrieges aus ihrer Heimat verschleppt und hier zur Arbeit
gezwungen wurden, erinnern. Zu diesen Orten gehören die Holzmühle („Rückkehrersammellager), eine Stele am ehemaligen Standort der I-Werke (KZ-Außenlager) und ein Grabstein auf dem Friedhof in
Kauschwitz. Das begonnene dezentrale Gedenken ist gut geeignet, um die Vielschichtigkeit von Zwangsarbeit im Zweiten Weltkrieg aufzuzeigen. Außerdem wird somit deutlich, an wie vielen Orten
Zwangsarbeit stattgefunden hat.
Es fehle aber noch an der konkreten Auseinandersetzung, zum Beispiel in der Firmengeschichte Plauener Traditionsunternehmen und der Stadtverwaltung.
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